Musik mit rechtsradikalen Inhalten

Hatecore, NSBM ... Musikworkshop - Rechte Musik

Am 13. Januar fand im Rahmen der Ausstellung "Rechtsradikalismus in Bayern" ein Musikworkshop für Jugendliche in der Staatlichen Berufsschule Neumarkt statt.

Referentin war Frau Juliane Braun aus Dietfurt.

In ihrer 6000-Einwohner Stadt Dietfurt hatte sich die rechte „Kameradschaft Altmühltal" mit rund 40 Mitgliedern gebildet. Sandkastenfreunde von nebenan droschen rechte Parolen und trugen stolz ihre Bomberjacken zur Schau. Persönliche Erfahrungen mit 10 Rechtsradikalen, die sie vor Ihrem Haus einschüchtern wollten, Bedrohungen ihrer Geschwister und rechtsextreme Flyer im Schulbus ließen sie zu der Überzeugung kommen, dass man etwas dagegen unternehmen müsse. Schockiert und aufgerüttelt gründete die damalige Schülerin das „Aktionsbündnis gegen Rechts". „Aufklärung und Information über das Gedankengut der Neonazis sind unverzichtbar. Denn die Leute erkennen oft gar nicht, welche Bedrohung von dieser Ideologie ausgeht". Diese Motivation steht auch hinter Ihrem Engagement für die Friedrich Ebert Stiftung.

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In ihrem Vortrag ging Frau Braun, die sofort einen guten Draht zu dem doch sehr unterschiedlichen Publikum fand, ausgehend von einer kurzen Beschreibung politischer Inhalte des Rechtsradikalismus auf die in der Ausstellung gezeigten Symbole ein. In ständigem Kontakt mit den Schülern wurden die Funktionen rechtsradikaler Musik erarbeitet; dabei differenzierte Frau Braun zwischen Personen, für die rechtsextreme Musik inhaltliche Bestätigung ist, und Gruppen, die damit ihr Zusammengehörigkeitsgefühl stärken.

Musik mit rechtsradikalen Inhalten sei ein niedrigschwelliger Einstieg in die Szene. Gleichzeitig diene diese Musik als Abgrenzung bzw. Verstärkung vorhandener Einstellungen.

Der Zugang zu dieser Musik findet übers Internet, durch Weitergabe unter Gleichaltrigen oder über die "Schulhof CD" der NPD statt. Die Bands würden Ihre Musik z.B. als Rechtsrock, Hatecore oder NSBM (Nationalsozialistisch Black Metall) bezeichnen.
Gemeinsam sei allen Texten, dass mehr oder weniger versteckt, politische Inhalte transportiert werden.

An Beispielen mehrerer Bands wie "Hassgesang" oder "DJ Adolf", Sängern wie Frank Rennicke (gemeinsamer Kandidat der NPD und DVU für die Wahl des deutschen Bundespräsidenten 2009) oder der Sängerin Annett gelang es Frau Braun, die politischen Inhalte transparent zu machen. Der ein oder andere Schüler ließ dabei auch offen erkennen, dass dieses Liedgut zum eigenen Repertoire gehöre.

Als Frau Braun von den teilweise abstrusen Inhalten in den Chatforen "Deutscher Frauen" erzählt, gelingt es auch den wenigen vermeintlichen Sympathisanten der rechten Szene nicht, ein Lächeln zu unterdrücken.

So beschäftigen sich politisch interessierte "Deutsche Frauen" mit Fragen wie: "Was mache ich, wenn mein Kind Döner isst?" Oder: "Warum isst mein Kind keine deutsche Bratwurst?".

Gegen Ende der Veranstaltung, die deutlich später als geplant endete, gab es noch Gelegenheit, Fragen an Frau Braun zu stellen.
Es wurden Fragen gestellt wie:
"Was ist die größte Naziorganisation in Deutschland?"
"Werden Sie noch bedroht"?
"Was war die schlimmste Drohung gegen Sie?"
"Wieso werden Skins mit Neonazis gleichgesetzt?"
"Was ist der Unterschied zwischen Nazis und Neonazis?" ....

Herzlichen Dank Frau Braun für diesen überaus lebendigen, lebensnahen und schülergerechten Vortrag bzw. ihre Art und Weise, rechtsradikales Gedankengut mit Schülern zusammen zu bearbeiten und dabei gleichzeitig "rechts angehauchte Schüler" nicht zu stigmatisieren, sondern erfolgreich in den Workshop miteinzubeziehen.

Sicherlich erleichtern die Inhalte dieser Veranstaltung einen mündigeren Umgang mit bisher wohl zu wenig reflektierten Songtexten, vielleicht bzw. hoffentlich auch bei bisher überzeugten "Rechtsrockern"?

Herzlichen Dank auch an die Friedrich Ebert Stiftung für die Thematisierung dieser gesellschaftspolitisch so aktuellen Fragen und Probleme.

Trappe
Sozialkundefachbetreuer

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Rechtsradikalismus in Bayern

Eine Ausstellung der Friedrich Ebert Stiftung

Auf Initiative von Frau Sabrina Lenhof, Dipl. Sozialpädagogin und Leiterin der Jugendsozialarbeit an der Berufsschule Neumarkt, findet vom 08. Dezember 2010 bis zum 21. Januar 2011 die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern" in der Aula der Berufsschule Neumarkt statt.

Die Ziele und Erwartungen an diese Ausstellung beziehen sich auf die Aufklärung über Symbole, Parteien und das Wirken der rechtsradikalen Szene. Darüber hinaus wird über Präventionsarbeit informiert.

Die braunen Aktivisten versuchen mit verschiedenen Strategien, gesellschaftliche Akzeptanz und politischen Einfluss zu gewinnen. Längst setzen die Rechtsradikalen dabei nicht mehr nur auf dumpfe Parolen, sondern versuchen mit modernen Internet-Auftritten und in Musik verpackten Botschaften Anhänger für ihre verfassungsfeindlichen Vorstellungen zu gewinnen. Jugendliche sind ein bevorzugtes Objekt der rechtsextremistischen Agitatoren. Sie versuchen, einen braunen "Life-Style", eine rechte Jugendkultur zu etablieren. Die Rechten geben gerne den netten "Neonazi von nebenan", verteilen CDs vor Schulen und laden zu kostenlosen Jugendfreizeiten und Nachhilfestunden ein.
Begleitet wird diese Veranstaltung von einer Schulung für Sozialkundelehrkräfte im Rahmen einer Sozialkundefachkonferenz, einem Workshop „Rechte Musik" am 13. Januar 2011 und einem Vortrag „Neonazismus aus der Sicht eines Aussteigers" bei der ein ehemaliger Rechtsradikaler seine Erfahrungen mit rechten Parteien an Schüler der 10. Klassen weitergeben wird.

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Die Kosten der Begleitveranstaltungen werden dabei freundlicherweise vom Förderverein der Berufsschule übernommen.

Am 09. Dezember wurde die Ausstellung feierlich eröffnet. Neben zahlreichen Ehrengästen durften wir als Vertreter des Landkreises Herrn Albert Füracker, MdL begrüßen.

Nachdem Herr OStD Albert Hierl vor ca. 150 Schülern die Veranstaltung mit einer kurzen Ansprache eingeleitet hatte, sprach Herr Füracker in seinen Eröffnungsworten der Schule den Dank dafür aus, dass hier ganz wichtige Aufklärungsarbeit geleistet würde, die notwendig sei um den Parolen der Rechten nicht auf den Leim zu gehen.

Als Vertreter der Friedrich Ebert Stiftung beschrieb Herr Staude die Entstehungsgeschichte der Ausstellung und hob die laufende Aktualisierung der Schautafeln hervor.

Im Hauptreferat betonte dann Herr Dr. Angerstorfer, ein „Macher" der Ausstellung, angesichts von ca. 20.000 Straftaten im Jahr 2009 die gesellschaftliche Relevanz dieser Thematik.

In der Oberpfalz gebe es ein Netz von Rechtsradikalen, die mit Themen wie „Todestrafe für Kinderschänder", „Massenarbeitslosigkeit überwinden „ oder „Gegen den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan" versuchten Wählerstimmen zu gewinnen.

Gleichzeitig versuchten die Rechtsradikalen, Jugendliche über Musik von rechtsradikalen Bands bzw. über einschlägige Seiten im Internet zu erreichen.

Daneben existiere auch in jeder größeren Stadt ein regionales Parteiblatt. Anhand der „Neumarkter Stimme" veranschaulichte er die Strategien dieser Presseerzeugnisse. Am Beispiel des Minarettverbots in der Schweiz (es gibt nur 4 Minarette in der Schweiz) zeigte er auf, wie Ängste geschürt werden und hinter jedem Moslem „ ...ein Bruder von Osama bin Laden ..." gesehen werde. Ziel sei es hier eindeutig die Gesellschaft zu spalten. Weitere irreführende Slogans seien „Bildung statt Moscheen", „Arbeit statt Zuwanderung" oder „Zeche statt Ghetto".

Aber auch äußerlich lassen sich manchmal Rechtsradikale durch entsprechende Symbole erkennen. So werden häufig Ziffern als Stellvertreter für Position im Alphabet verwendet. 88 stehe hier für den „Deutschen Gruß",

Es sind aber auch germanische und keltische Symbole, die sich inzwischen großer Beliebtheit bei rechtsextremen Jugendlichen erfreuen. Neu ist das indes nicht: Die Szene bedient sich gerne aus dem Fundus der nordischen Mythologie, sagt Angerstorfer.

Für die Schule sieht er die Aufgabe in erster Linie bei der Wertevermittlung. Demokratien könne man am besten durch Wertevermittlung stärken. Werte wie Toleranz, Selbstbewusstsein und Offenheit etc. könnten dazu führen, dass Jugendliche Ihre eigene Rolle in der Gesellschaft besser definieren können und damit Ausgrenzungstendenzen entschiedener entgegenzutreten vermögen.

Bei der sich anschließenden Diskussion stellten Schüler aus verschiedenen Fachbereichen (quer durch die ganze Berufsschule) Fragen nach der Rolle der Frau im Weltbild der Rechtradikalen, den Ursachen für rechtsradikale Strömungen, bzgl. dem Zusammenhang von Integrationswilligkeit und Rechtsradikalismus und nach den Möglichkeiten Rechtsradikale mit Argumenten zur Einsicht zu bewegen.

Herzlichen Dank an die Nahrungsmittelabteilung der Berufsschule für die Verköstigung am Ende der Veranstaltung, die aus Sicht der Berufsschule die Veranstaltung gelungen abrundete. Daneben gilt allen Beteiligten ein großes Lob für Ihr Engagement bei der Vorbereitung der Ausstellung.

Ganz besonders danken möchten wir der Friedrich Ebert Stiftung für die Möglichkeit diese Ausstellung bei uns im Hause zu präsentieren.

Trappe
Sozialkundefachbetreuer

Weitere Informationen zur Ausstellung: http://www.bayernforum.de/_gegenrechts/index.php

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