Studientag im Bayerischen Landtag

Berufsschule Neumarkt beim Studientag Israel im Bayerischen Landtag

Vier angehende Bankkaufleute der Berufsschule Neumarkt (Theresa Wolfsteiner, Barbara Boegerl, Stefan Closmann, Daniel Forster) haben am Dienstag, 19. März an einer Premiere im Bayerischen Landtag teilgenommen.

Möglich war das, weil die beteiligten Arbeitgeber, Raiffeisenbanken aus dem Großraum Neumarkt, ihre Auszubildenden für diese Veranstaltung von der Arbeit freistellten.

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Begrüßt wurden wir von Frau Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags, die darauf hinwies, dass sie sehr erfreut über die Fülle von Anmeldungen aus bayerischen Schulen gewesen sei, gleichzeitig aber zwei Drittel der Anmeldungen aus Platzgründen ablehnen musste, was ihr sehr leid tat.

Thementag Israel, das bedeute vor allem den Versuch einer Annäherung auf zwischenmenschlicher Ebene, über mögliche Vorurteile hinweg, um sich der Perspektive des jeweils Anderen nähern zu können.

Ein kleiner Baustein dazu war der Fachvortrag der Leiterin der Abteilung Holocauststudien der Gedenkstätte Yad Vashem, Frau Dr. Noa Mkayton, die in ihrem Referat die Wichtigkeit betonte, die Biographien der Holocaustopfer zu bewahren, um so über personalisierte Geschichte einen besseren Zugang zu jüdischer Vergangenheit und Zukunft für die nachfolgenden Generationen zu ermöglichen.

Einen ganz anderen Aspekt stellte Herr Martin Wagner, langjähriger Nahost-Experte und Korrespondent der ARD in den Vordergrund seines bisweilen kurzweiligen Referats. Er sprach über sein Leben als Korrespondent in Israel, seine Erfahrungen mit den Einwohnern Israels im Alltag und über seine Tochter, die in Israel geboren wurde und schon deshalb eine besondere Beziehung zu diesem Land habe. Wenn er den durchschnittlichen Israeli charakterisieren solle, so sei das ein Mensch, der hinter ihm in eine Drehtür reingehe, aber vor ihm wieder rauskomme. Wie er das mache, sei ihm bis heute ein Rätsel.

Nach diesen Vorträgen hatten wir die Möglichkeit, an verschiedenen Workshops teilzunehmen. Im ersten Workshop ging es um "Israel als Lernfeld in der schulischen Bildung". Durch die Veranstaltung im Plenarsaal des Bayerischen Landtages führte ein Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit.

Im zweiten Workshop präsentierten verschiedene Schulen ihre Erfahrung mit einem deutsch-israelischen Schüleraustausch. Besonders interessant wurde die Veranstaltung durch die Anwesenheit einer israelischen Schülergruppe, die sich gerade im Rahmen des Schüleraustausches in Deutschland aufhielt.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Stehempfang, bei dem sich der Generalkonsul des Staates Israel, Herr Tibor Shalev-Schlosser, hocherfreut über die vielen menschlichen Begegnungen dieses Tages zeigte und sich die Fortsetzung dieser Veranstaltung wünschte.

Eine deutsch-israelische Zusammenarbeit stelltendie anschließenden Volkstänze.dar Der ehemalige "Biermösl-Blosn"- Musiker Michael Well schaffte es sofort, unsere 4 Berufsschüler zum Tanz zu animieren und so ging es ziemlich bayerisch/israelisch beschwingt zu, bis wir uns dann gegen 19:00 Uhr auf den Heimweg machten.

Vielleicht kann man diesen inhaltlich und zwischenmenschlich sehr interessanten Tag auch bayerisch zusammenfassen:

Aus is, und gor is, und schod is.

Trappe
Sozialkundefachbetreuer

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Zeitzeugenbericht: Überlebender des KZ Außenlagers Hersbruck

Zeitzeuge Ljubiša Letic, Überlebender des Konzentrationslager Hersbruck

Herr Ljubiša Letic aus Novi Sad in Serbien besuchte auf Einladung der Fachgruppe Sozialkunde am 18. Juli die Berufsschule Neumarkt. Die Anregung dazu kam von Herrn Rolf Rupp, der auch den Kontakt zur KZ -Gedenkstätte Flossenbürg herstellte.

Nach einer kurzen Ansprache durch den Schulleiter, Herrn OStD Hierl, bei der Herr Hierl seinen Dank dafür ausdrückte, dass Herr Letic die Strapazen dieser Zeitzeugenreise trotz seiner 86 Jahre noch auf sich genommen habe um seine Erlebnisse an Jugendliche weiterzugeben, begann Herr Letic vor ungefähr 80 Schülern mit den Schilderungen seiner Zeit als politischer Häftling in verschiedenen deutschen Konzentrationslagern.

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Herr Letic wurde im August 1925 in Lok in der Vojvodina etwa 50 Kilometer nördlich von Belgrad auf einem Bauernhof geboren. Als junger Mann schloss er sich einer Partisanengruppe an. Im August 1944 wurde er verhaftet und als politischer Häftling mit der Nummer 36313 über verschiedene Konzentrationslager in Ungarn nach Flossenbürg und dann weiter ins KZ-Außenlager Hersbruck gebracht. Dort war er als Häftling vom 03. Dezember 1944 bis zur Auflösung des Lagers im April 1945.

Als er im Dezember 1944 ins Lager kam, mussten die Häflinge alle persönlichen Sachen und Kleidung abgeben und 4,5 Stunden nackt im Schnee warten, bis sie in ihre Baracken geführt wurden. Am nächsten Tag bekamen sie ihre Kleidung, allerdings handelte es sich um Sommerkleidung. Die Kälte und das ständige Frieren ist ihm bis heute in Erinnerung geblieben.

Bei minimaler Verpflegung verrichtete er die nächsten Monate in den Doggerstollen bei Happurg schwerste Arbeiten. Der Lärm des 2 Meter langen Steinbohrers, den er bedienen musste um Löcher für Sprengladungen zu bohren, schädigte sein Gehör nachhaltig.

Überlebt habe er, weil er von russischen Gefangenen aus Baracke Nummer 11 jeden Tag gekochte Kartoffeln bekam. "Kleiner Jugoslawe, komm her und iss die Kartoffeln." Woher sie diese wertvollen Kartoffeln hatten, wisse er bis heute nicht. Überlebt habe er aber auch, weil ihn ein Tscheche unterstützte, der in ihm wohl den eigenen Sohn sah.

Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal - alles war verdreckt - überall waren Wanzen und Läuse. "Wenn ich eine erwischte, habe ich sie mit den Zähnen durchgebissen".

Letic erkrankte an Ruhr und kam mit zusätzlichen Essensportionen, die er unbemerkt von einem verstorbenen Häftling bezog, wieder zu Kräften. Diese zusätzlichen Portionen bekam er aber nur, weil er den Tod dieses Mithäftlings, der in seinem Stockbett lag, nicht meldete. "Wir hörten auf Mensch zu sein! Das Sterben der Menschen um mich herum ", sagt er, "war die schlimmste Erfahrung aus der Zeit meiner Deportation und Zwangsarbeit in Hersbruck".

Die SS ließ das KZ Hersbruck kurz vor Kriegsende 1945 in Hungermärschen räumen. Diesen Marsch habe er nur überlebt, weil er sich überwand und auf dem Weg unter anderem auch Schnecken aß. Das Ziel sollte Dachau sein. Bei Schmidtmühlen fiel Ljubiša Letic jedoch in die Hände einer amerikanischen Panzerbrigade und wurde gerettet. Ein Honigbrot aus der Hand eines amerikanischen Soldaten wurde zum Zeichen seiner Befreiung. Noch heute stehen ihm die Tränen in den Augen, wenn er davon erzählt wie er regelrecht unter Schock stand, als ihm klar wurde "... wenn er bis jetzt nicht gestorben war, würde er nicht mehr sterben."

Es dauerte eine Weile, bis sich die ersten Schüler trauten, Fragen zu stellen. Gefragt wurde, ob er jemals einen Fluchtversuch unternommen habe. Ein anderer Schüler wollte wissen, was die schlimmsten Foltermethoden der SS waren. Auch die Frage, wie lange er schon als Zeitzeuge unterwegs sei, wurde beantwortet.
Seine menschliche Größe zeigte sich bei der Antwort auf die Frage eines Schülers, der wissen wollte "wie er sich fühle, wenn er hier in Deutschland über die Vergangenheit erzähle." Letic antwortete, dass es ihm nicht leicht falle, aber " ...dass er dieses deutsche Volk nicht hasse, es wollte das nicht - es war die politische Führung."
Nach zahlreichen weiteren Fragen verabschiedete sich Herr Letic von den Schülern mit folgendem Satz:

„Ihr sollt nicht das erleben, was wir erleben mussten. Achtet auf Frieden, Frieden ist überhaupt das Wichtigste."

Herzlichen Dank der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg für die Vermittlung dieses interessanten Vortrags. Herzlichen Dank aber vor allem an Herrn Letic und seinen Begleitern für die Bereitschaft, diese wichtigen Erlebnisse deutscher Geschichte an Jugendliche weiterzugeben.

Hier ist Geschichte lebendig geworden. Schicksale, die manche Schüler evtl. noch aus Erzählungen ihrer Großeltern, die meisten aber nur aus Geschichtsbüchern oder gar nicht mehr kennen.

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