Jahresbericht Sozialkunde 2014/2015

Das Sozialkundeschuljahr war vor allem von zwei „Jubiläen" geprägt.
Am 09. November 2014 jährte sich der Mauerfall zwischen den beiden Teilen Deutschlands zum 25. Mal. Ein halbes Jahr später, am 08. Mai 2015, jährte sich der Tag des Endes des Zweiten Weltkrieges zum 70. Mal.

Bei der Frage der Thematisierung dieser geschichtlichen Jubiläen ging es neben der Informationsvermittlung auch um die Förderung kritischer Urteilsfähigkeit, um die Fähigkeit, historische Ereignisse aus eigenem Erleben zu bewerten und einzuordnen.
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In der Woche vom 03. November bis zum 07. November fand die Themenwoche „25 Jahre Fall der Berliner Mauer" statt. Das Thema wurde im Unterricht behandelt, man konnte die Ausstellung „Die Mauer" der Bundesstiftung Aufarbeitung in der Aula besuchen oder man hatte die Gelegenheit, am Zeitzeugenbericht von Herrn Lutz Quester, einem in der DDR geborenen, freigekauften, sogenannten "politischen" Gefangenen teilzunehmen.
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Außerdem konnte man ein originales Stück der Berliner Mauer besichtigen, das seit diesem Schuljahr vor unserer Schule steht.
Es wäre schön, wenn das Mauerstück ein klein wenig dazu beitragen könnte, die Aufmerksamkeit kommender Schülergenerationen auf die vielen Mauern in den Köpfen der Menschen zu richten und dabei helfen würde, aus der deutschen Vergangenheit zu lernen.

Das zweite Projekt „Nie wieder Krieg", das in Zusammenarbeit mit der Fachschaft Deutsch anlässlich des 70. Jahrestag des Kriegsendes, im zweiten Schulhalbjahr stattfand, beinhaltete mehrere kleine Veranstaltungen
Es freute mich dabei sehr, dass wir bei der Eröffnungsveranstaltung eine Zeitzeugin des Zweiten Weltkrieges, Frau Eva Franz bei uns begrüßen durften.

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Ebenfalls als Zeitzeuge kann sicher auch Herrn Wiedemann bezeichnet werden, der als zweiter Vorsitzender des Vereins „Dokumentationsstätte KZ Hersbruck" die Geschichte des KZ Hersbruck vorstellte.

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Das Lager Hersbruck war ein Außenlagers des KZ Flossenbürg. Zeitzeugen sind Zeugen vergangener Zeit, gleichzeitig wirken sie aber auch in die Zukunft (siehe Extrabericht). 

Ich denke, dass der Zweite Weltkrieg für die Generation unserer Schüler inzwischen sehr weit weg ist und damit auch die Empathie immer mehr nachlässt. Die emotionale Betroffenheit der Kriegs- und Nachkriegsgenerationen ist nicht mehr vorhanden, kann aber m.E. durch persönliche Begegnungen mit Zeitzeugen angesprochen werden.

Man hört in den Klassen oft, ob man nicht mal einen Schlussstrich ziehen müsse unter dieses Thema. Vielleicht trifft die Antwort von Bundespräsident Gauck den Kern dieser Frage:
„Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben". In Deutschland, wo man täglich an Häusern vorbeigehe, aus denen Juden deportiert worden seien, sei der Schrecken der Vergangenheit näher und die Verantwortung für Gegenwart und Zukunft größer und verpflichtender als anderswo. „Aus dem Erinnern an das Menschheitsverbrechen ergibt sich der Auftrag, die Mitmenschlichkeit und die Rechte eines jeden Menschen zu bewahren."
Gerade in der heutigen Zeit, mit ihrer aufkeimenden Fremdenfeindlichkeit gegenüber Flüchtlingen und anderen Minderheiten ist es wichtig, das Schicksal einzelner Menschen zu thematisieren um ein Gefühl für die Lebenssituation dieser Mitmenschen zu bekommen.
Was uns diese Zeit lehren muss ist aber auch, dass man es sich nicht so leichtmachen kann, wie es SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in seinem Prozess in Jerusalem formulierte: „Es wurde befohlen und infolgedessen ist es durchgeführt worden. Bekomme ich einen Befehl, so habe ich ihn nicht zu deuten, und wenn ich einen Befehl erteile, so ist es verboten, diesen Befehl zu begründen."
Wenn Systeme aber ihre Macht missbrauchen, dann haben diejenigen, die diese Macht ausführen sollen, das Recht zum Widerstand, zur Befehlsverweigerung – wenn sie den Mut dafür aufbringen können.

Ob es im strafrechtlichen Sinne Sinn macht, 70 Jahre nach Kriegsende 90-jährige Greise zu verurteilen, ist eine offene Frage; für die Opfer dieser Menschen ist es sicher eine sehr späte Genugtuung. Sollte der vermutlich letzte Angeklagte noch verurteilt werden, so stiege zumindest der Anteil der SS-Angehörigen aus Ausschwitz, die in Deutschland verurteilt wurden auf einen neuen Höchststand: auf 0,48 Prozent!

Was es bedeutet, Mut zu haben oder eben nicht zu haben, hat sicher jeder von uns schon einmal im Alltag erlebt. Ein klein wenig mehr Bewusstsein bzgl. der Problematik solcher Lebensfragen soll das Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" wecken, unter das sich die Inhalte dieser zwei sozialkundlichen Veranstaltungen einordnen lassen.

Die Fragen der eigenen Verantwortung für politische Sachverhalte, die um uns herum passieren (Flüchtlingsproblematik, Umweltprobleme, militärische Auseinandersetzungen, Armut ....) müssen täglich neu gestellt werden und lassen sich in einer immer informierteren Welt sicher nicht mit der Floskel „...davon habe ich nichts gewusst..." beantworten.
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Haben Sie z.B. gewusst, dass die 85 reichsten Menschen der Welt über den gleichen Reichtum verfügen wie die 3.500.000.000 ärmsten Menschen der Welt zusammen?

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich für die aktive Unterstützung des Fachbereichs Sozialkunde durch die Schulleitung, die Damen des Sekretariats, die Hausmeister und viele Kollegen und Kolleginnen.

Herzlichen Dank auch an die Schulgemeinschaft, die Lehrkräfte, die Lehrer und Lehrerinnen der Fachschaft Religion und die Organisatorinnen des Weihnachtsmarktes, allen voran Frau Ernsberger und Frau Völkl, die mit ihrem tollen Engagement dazu beitrugen, soziale Projekte wie das Kinderhospiz im Allgäu finanziell nachhaltig zu unterstützen.

Thomas Trappe
Sozialkundefachbetreuer

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